Aus dem Gemeinderat

Neulingen braucht mehr Wasser - Gemeinderat will den Tiefbrunnen Binzenlöchle erweitern und so die Versorgung sicherstellen


Besser als gedacht: Der bereits im Jahr 1952 angelegte Tiefbrunnen Binzenlöchle befindet sich in einem Waldstück außerhalb von Nußbaum und soll erweitert werden. Bis zu zwölf Liter pro Sekunde wären dort denkbar. (rol)

 

 

Lange, heiße und trockene Sommer machen nicht nur dem Wald zu schaffen, sondern auch der Wasserversorgung. Reicht das aktuelle Dargebot künftig noch aus? Müssen künftig neue Bezugswege erschlossen werden? Fragen, die man sich auch in Neulingen stellt. Um Antworten zu bekommen, hat man ein Strukturgutachten erstellen lassen, mit dem alle Aspekte der Wasserversorgung durchleuchtet wurden. Diese läuft in der Gemeinde aktuell ausschließlich über Fremdwasser von der Bodenseewasserversorgung. Doch das soll sich nach dem Willen des Gemeinderats in Zukunft ändern. Zum einen, um mit einem zweiten Standbein die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Zum anderen, weil das Bezugsrecht von 16 Litern pro Sekunde schon jetzt zum Teil deutlich überschritten wird – nicht an allen Tagen, aber an einigen im Sommer, wenn es besonders heiß ist. Geht man davon aus, dass mit den aktuell verfügbaren 16 Litern pro Sekunde ein besonders hoher Tagesspitzenbedarf abgedeckt werden müsste, dann ergibt sich für die Jahre ab 2035 ein nicht unerhebliches Defizit von 12 Litern pro Sekunde. Hinzu kommt, dass die beiden Hochbehälter in Bauschlott und in Göbrichen schon jetzt nicht annähernd groß genug sind, um das Wasser zu speichern, das für die Deckung eines maximalen Tagesbedarfs und eine zusätzliche Löschwasser-Reserve nötig wäre. Nur in Nußbaum wäre die Kapazität aktuell ausreichend.

 

Um die Probleme zu lösen, hat Ingenieur Joel Gaertner mehrere Varianten ausgearbeitet, die er nun dem Gemeinderat vorstellte. Dort war man sich einig, dass man eine Kombination mehrerer Maßnahmen bevorzugt. Eine ist die Erweiterung des bereits existierenden Tiefbrunnens Binzenlöchle, der aktuell nur für die Notwasserversorgung vorgehalten wird. Fünf Liter pro Sekunde darf die Gemeinde dort nach dem aktuell gültigen Bezugsrecht fördern. Doch laut Gaertner wäre deutlich mehr möglich: Untersuchungen mit Pumpversuchen zeigen, dass bis zu zwölf Liter pro Sekunde nicht unrealistisch wären und die Wasserqualität „durchgehend gut“ ist. Zusätzlich will man die Pforzheimer Stadtwerke als Partner gewinnen und von dort zusätzliches Wasser erhalten. Was allerdings einer neuen Leitung bedürfte, deren Länge Gaertner auf rund sechs Kilometer schätzt. Wobei sich Synergieeffekte daraus ergeben könnten, dass aktuell auch Kieselbronn seine Ersatzwasserversorgung neu aufstellt und dafür in Zukunft sowieso eine neue Leitung von Pforzheim aus gebaut werden muss.

 

Gemischt werden soll das Wasser künftig zentral in einem neuen Hochbehälter, der dann ausreichend groß wäre, die beiden in Göbrichen und Bauschlott vorhandenen Anlagen ersetzen würde und insgesamt nur noch zwei Wasserkammern hätte. Gaertner hält einen Neubau auch deshalb für sinnvoll, weil bei einer Untersuchung der bestehenden Anlagen einige Mängel aufgefallen sind, die ohnehin zeitnah beseitigt werden müssten. Etwa der Umstand, dass Fensteröffnungen aktuell kein Gitter haben, dass die Wasserkammern nicht überall vollständig voneinander getrennt sind und die Notstromaggregate nicht in einem separaten Bereich stehen. Im Gemeinderat war man sich einig, dass man diesen Weg gehen will – auch, wenn er nicht billig wird: Gartner rechnet insgesamt mit Kosten von knapp 7,6 Millionen Euro, die er allerdings bewusst „hoch angesetzt“ hat, mögliche Zuschüsse noch nicht eingerechnet. Bürgermeister Michael Schmidt (parteilos) versprach, alle Fördermöglichkeiten abzuklopfen. Mit Blick auf die allgemein schwieriger werdende Wasserversorgung sagte er, es sei wichtig, sich so gut wie möglich abzusichern. Die nun angepeilte Variante bezeichnete er als „Goldstandard“, als „Deluxe-mit-Sternchen-Lösung“. Auch Heinrich Furrer (FWV) war von ihrer Sinnhaftigkeit voll überzeugt und betonte: „Jetzt ist es wichtig, dass wir anfangen.“ Dazu will das Ingenieurbüro nun in die Vorplanungen einsteigen. – Nico Roller